8. Juli 2012

Operngala. Osnabrücker Symphonieorchester.
Theater Osnabrück.

19:30 Uhr, Orchesterreihe links, B 24














Louis Joseph Ferdinand Hérold – Zampa, Ouvertüre
(Daniel Inbal – Dirigent)
Georg Friedrich Händel – Ezio, „Già risonar“
(Genadijus Bergorulko – Varo, Benjamin Schneider – Dirigent)
Wolfgang Amadeus Mozart – Konzertarien
„Così dunque tradisci“ – „Aspri rimorsi atroci“ KV 432
(Mark Sampson – Bass, Markus Lafleur – Dirigent)
„Ah se in ciel, benigne stelle“ KV 538
(Marie-Christine Haase – Sopran, Till Drömann – Dirigent)
Ambroise Thomas – Hamlet, „Coeur des Comédiens“ und „Chanson Bachique“
(Marco Vassalli – Hamlet, Herrenchor, Till Drömann – Dirigent)
Camille Saint-Saëns – Samson et Dalila, „Amour! viens aider ma faiblesse!“
(Eva Schneidereit – Dalila, Till Drömann – Dirigent)
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky – Pique Dame, „Ja vas ljublju“
(Jan Friedrich Eggers – Fürst Jeletzki, Fabian Liesenfeld – Dirigent)
Umberto Giordano – Andrea Chénier, „Nemico della patria“
(Daniel Moon – Gérard, Daniel Inbal – Dirigent)

(Pause)


Jerónimo Giménez – La boda de Luís Alonso, Intermedio

(Till Drömann – Dirigent)
Franz Lehár – Giuditta, „Meine Lippen, sie küssen so heiß“
(Lina Liu – Giuditta, Daniel Inbal – Dirigent)
Johann Strauß – Eine Nacht in Venedig, „Ach, wie so herrlich zu schau’n“
(Mark Hamman – Herzog, Fabian Liesenfeld – Dirigent)
Franz Lehár – Der Zarewitsch, „Allein, wieder allein“
(Daniel Wagner – Zarewitsch, Benjamin Schneider – Dirigent)
Johann Strauß – Die Fledermaus, „Klänge der Heimat“
(Astrid Kessler – Rosalinde, Daniel Inbal – Dirigent)
Emmerich Kálmán – Die Csárdásfürstin, „Weißt du es noch“
(Eva Schneidereit – Sylva, Marco Vassalli – Edwin, Daniel Inbal – Dirigent)
Franz Lehár – Paganini, „Gern hab’ ich die Frau’n geküsst ...“
(Hans-Hermann Ehrich – Paganini, Till Drömann – Dirigent)
Carl Orff – Carmina burana, „Fortuna Imperatrix Mundi“
(Chor des Theaters Osnabrück, Markus Lafleur – Dirigent)

(Herbert Hähnel – Moderation)



Tag der Erkenntnisse in Osnabrück.

Erkenntnis 1: In einem eher kleinen Haus kann die Platznahme in der Orchesterreihe – in diesem Falle gewissermaßen fast auf dem Schoß der Mitwirkenden – zu wahrhaft ohrenbetäubenden Eindrücken führen. Hätte man sich denken können. Leider hatte ich mir bei meiner Kartenwahl seinerzeit offenbar recht wenig gedacht.

Erkenntnis 2: Es ist durchaus hilfreich und im Sinne des eigenen Ruhepulses, die Information über den letzten Zug Richtung Heimat mit einem voraussichtlichen Ende der Veranstaltung in Abgleich zu bringen. Andernfalls sitzt man bei der nicht einberechneten feierlichen Verabschiedung einiger Ensemblemitglieder durch den Herrn Intendanten kurz vor dem Finale auf sprichwörtlich glühendem, wenn auch faktisch angenehm gepolstertem Platze und sieht sich gezwungen, selbigen direkt mit dem Einsetzen des Schlußapplauses fluchtartig gen Bahnhof zu verlassen. Die gerechte Strafe erfolgt durch das Schicksal, das nach einem nächtlichen Sprint durch Osnabrück beim gerade noch rechtzeitigen Eintreffen am Gleis durch eine freundliche Stimme vermelden läßt, der betreffende Zug habe eine Verspätung von 25 Minuten. Röchel.

Erkenntnis 3: Ungeachtet der selbst verschuldeten Umstände besitzt das Theater Osnabrück offenbar alles, um seine Besucher mit angenehmen Abenden zu versorgen. Das müßte man natürlich noch mal unter Spielzeitbedingungen testen, aber die heutige Gala hat schon Lust auf mehr gemacht. Dabei entsprach das Programm, welches ich banausigerweise im Vorwege gar nicht in Erfahrung gebracht hatte, nicht unbedingt meiner Vorstellung davon, unter Garantie ekstatischen Zuckungen der Anteilnahme entgegen zu sehen. Trotzdem entpuppte sich die Zusammenstellung als beschwingte Mischung mit sorgsam integriertem Spannungsbogen. Eine schöne Art, das Orchester mit unterschiedlichen Dirigenten, die Vertreter der verschiedenen Stimmfächer sowie den Chor kennenzulernen. Die Nummern wurden durch die kurzen Ansprachen von Herrn Hähnel auf betont trocken-humorvolle Weise verknüpft.

Ein paar Notizen zu einigen Programmpunkten bzw. Mitwirkenden: Gleich die Hérold-Ouvertüre hat mir sehr zugesagt, enorm abwechslungsreich und kurzweilig mit markigen Blecheinwürfen. Das Orchester offenbart durchaus virtuose Qualitäten und hält diesen positiven Ersteindruck den ganzen Abend hindurch aufrecht. Aus der Dirigentenriege stechen Daniel Inbal und Till Drömann in puncto Elan und Energieübertragung hervor. Ich glaube, da hat sich Herr Cambreling einen Guten nach Stuttgart geholt.

Von den Sängern haben mich persönlich am meisten beeindruckt: bei den Herren Marco Vassalli mit Schönklang, Schmelz und Präsenz sowie Daniel Moon mit Inbrunst, Ausdruck und einem Mordsorgan. Bei den Damen wußten aus meiner Sicht Lina Liu als kokette Giuditta und Eva Schneidereit als leidenschaftliche Dalila besonders zu überzeugen. Aber wie schon eingangs erwähnt, wirkliche Ausfälle waren bei den Stimmen ohnehin nicht zu vermelden. Wer das Haar in der Suppe sucht, wurde sicher mit einer Intonationsschwäche hier oder einem etwas blasseren Auftritt dort fündig – ich für meinen Teil habe das Gefühl, daß sich das Theater Osnabrück mit seinen Sängern nicht zu verstecken braucht.

Abschließende Erkenntnis: nach der Spielzeit ist vor der Spielzeit und eine Gala dauert länger als 90 Minuten. Im nächsten Jahr gibt es hier drei Hindemith-Einakter an einem Abend – ich freu mich drauf!