14. Dezember 2012

Der Rosenkavalier – Simon Rattle.
Staatsoper im Schillertheater Berlin.

19:00 Uhr, Parkett links, Reihe 5, Platz 16



1. Akt
Klassische Inszenierung ohne weitere Deutungsebene. Funktioniert. Barocke Garderobe. Große Toilette. Pomp. Damien Hirst Toten-Ballmaske als Anspielung auf die Vergänglichkeit. Ein schräger Kronleuchter. Allerlei verhaltensauffälliges Volk beim Lever. Der Sänger ohne Beine und leider auch ohne Schmelz. Lerchenauische Provinz-Raubritter, Leopold mit Joker-Mund. Die personifizierte Unberechenbarkeit, durch sein bloßes Auftreten sehr intensiv. Ein Zwerg statt einem Mohr, dieser bedient sich dann aber eines Servierwagens in Form eines Mohren. Aha.

Röschmann und Kozená umwerfend. Von Rattle mit Hilfe der farbgewaltigen, edlen Staatskapelle in höchste Verzückungssphären erhoben. Monolog der Marschallin von ergreifendster Sensibilität. Rose etwas verhalten – Erkältung. Andere unauffällig.

2. Akt
Kurzweilige Inszenierung. Die Chaostruppe derer von Lerchenau sorgt für Stimmung. Ein wunderbares Schlussbild: Leopold blickt in den Kristall des Cognacstöpsels. Hübsche Wandlung des Bühnenbildes durch die illuminierten Harnische. Putzig: Die Weltkugel-Minibar – so säuft ein Mann von Welt.

Peter Rose muß nun doch aufgeben. Jürgen Linn leiht ihm von der Bühnenseite seine Stimme, der Brite gibt szenisch weiterhin einen mireißenden Ochs. Schade, daß er nicht auch stimmlich glänzen konnte, aber sein Einspringer macht seine Sache mehr als gut – sehr dialektsicher und textverständlich.

Duett Kozená / Prohaska genial. Zartest. Eine phänomenale Live-Leistung. Für solche Qualität muß man sonst tief in die Plattenkiste greifen. Faninal sehr gut, Top-Organ und Wohlklang.

3. Akt
Scharade nett gemacht, trotzdem ist das nicht mein Humor. Theaterstadl. Ich wiederhole mich. Terzett und vor allem Duett am Ende himmlisch.

Ein ganz großes Lob noch mal an Rattle. Feinheiten, wie sie heute an der Tagesordnung waren, ist man sonst im Idealfall vielleicht aus Konzert und Studio gewohnt, gehören in der Oper jedoch zu den ersehnten Ausnahmen.


Richard Strauss – Der Rosenkavalier
Musikalische Leitung – Simon Rattle
Inszenierung – Nicolas Brieger
Bühnenbild – Raimund Bauer
Kostüme – Joachim Herzog

Die Feldmarschallin – Dorothea Röschmann
Der Baron Ochs auf Lerchenau – Peter Rose / Jürgen Linn
Octavian – Magdalena Kozená
Herr von Faninal – Michael Kraus
Sophie – Anna Prohaska
Leitmetzerin – Carola Höhn
Valzacchi – Torsten Hofmann
Annina – Anna Lapkovskaja
Ein Polizeikommissar – Tobias Schabel
Der Haushofmeister der Ferldmarschallin – Torsten Süring
Der Haushofmeister bei Faninal – Michael Smallwood
Ein Sänger – Stephan Rügamer
Eine Modistin – Narine Yeghiyan
Diener der Marschallin – Michael Markfort
Ein Notar – Tobias Schabel

Kinderchor der Staatsoper unter den Linden
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin